Wie bleibe ich in dieser Zeit psychisch stark?

Auch ich habe mir in der jetzt für uns alle schwierigen Zeit sehr viele Gedanken gemacht. Wie kann es uns gelingen, jetzt psychisch stark zu bleiben, warum ist diese Zeit eine so große Herausforderung für uns, was macht uns jetzt eine so große Angst, wie funktioniert die Angst… ?

Warum uns diese Situation so schwer fällt. Warum bekommen wir Angst?

Wir Menschen streben nach Sicherheit und Kontrolle. Dies bricht jedoch gerade weg.

Eine gewisse Sicherheit ist sinnvoll, z.B. wenn es darum geht, die Wohnung abzuschließen.

Wir möchten alles kontrollieren, um uns eine vermeintlich permanente Sicherheit zu garantieren. Wir neigen jedoch dazu, gedanklich alles absichern zu wollen und dann wird es problematisch.  Es entsteht die Angst vor dem Kontrollverlust.

Diese Denkweise und die Dynamik, die sich daraus ergeben, sind in der Regel viel schlimmer, als jegliche Gefahren, die das Unbekannte mit sich bringt.

Ratsam ist es, die Kontrolle gezielt abzugeben. Verdeutlichen Sie sich glaubhaft, dass es sich nicht um einen Kontrollverlust, sondern um die Abgabe der Kontrolle handelt. Auf diese Weise kann auch trainiert werden, in ungeplanten Situationen ruhig zu bleiben und die Kontrolle mit Neugier auf das Kommende abzugeben. Dann ist Angst keine überrollende Lawine mehr.

Oft ist der Kontrollverlust an sich nicht der eigentliche Punkt, vor dem wir Angst haben. Ist die Kontrolle verloren, muß sich neu orientiert werden.

Was mache ich jetzt?

Ist es schlimm, dass die Kontrolle nicht mehr da ist?

Kann ich mich an jemanden wenden, der mir hilft, die Kontrolle zurück zu bekommen?

Muss sie überhaupt zurückerlangt werden?

Wer mit diesen Fragen konfrontiert wird und erfahren hat, dass sie in Situationen des Kontrollverlusts teilweise alle auf einmal und innerhalb unkontrollierbarer schneller Zeit auf einen einprasseln, der kann eine Furcht davor entwickeln.

Denn nicht alle (oder sogar keine) der Fragen lassen sich sofort beantworten. Die Kontrolle kommt also nicht immer sofort zurück.

Das kann Panik auslösen und zu einer Angststörung führen. Die Angst kann sich dann auf bestimmte Situationen beziehen und auf das eigene Verhalten. Wir machen Dinge, von denen wir wissen, dass sie unnötig/sinnlos sind. Wie z.B. Hamsterkäufe.

Diese Ängste als Konsequenz und negative Folge der Angst vor dem Kontrollverlust können verhindert werden, indem wir trainieren, die Angst abzulegen oder sie zumindest anzunehmen.

 

1. Akzeptanz, dass nicht alles kontrolliert werden kann. Überzogen kann es sein, dass jeden Moment ein Meteorit auf unser Haus einschlägt und es zertrümmert. Kontrolliert werden kann dieses Risiko nicht!

2. Die Abgabe der Kontrolle kann gelernt werden. Die Verinnerlichung, dass unsere Gedanken unsere Gefühle bestimmen und das es nicht die Umstände sind, trainiert den gesunden Umgang mit Angst.

3. Wer nicht mehr immer alles kontrollieren muss und akzeptiert, dass sich viele Dinge unserem Einfluss entziehen, muss nicht mehr auf bestimmte Dinge achten, sie beobachten, studieren. Dadurch ergibt sich die Freiheit, sich auf anderes zu konzentrieren und Neues zu entdecken.

Also, akzeptieren Sie, dass sich nicht alles kontrollieren läßt und trainieren Sie Ihre Gedanken darauf. Unsere Gefühle entstehen aus unseren Gedanken und daraus ergibt sich unser Handeln!

Kennen Sie das auch, wenn z.B. der Zahnarzt sagt: “Jetzt nicht schlucken!“ Dann verspüren wir das Bedürfnis erst recht schlucken zu müssen.

Es können sich aufgrund der Angst Symptome entwickeln. Ich erlebe täglich in meiner Praxis, dass mich Menschen fragen: “Warum habe ich plötzlich Herzrasen, Schwindel, u.v.m. Mein Arzt findet keine Ursache!“

Hierzu möchte ich Ihnen erklären:

Wie funktioniert die Angst?

Sobald das Gehirn denkt Gefahr, alarmiert es sofort die zuständigen Körperteile. Achtung, macht euch bereit zur Flucht oder zum Angriff.

Die Stresshormone greifen in den Gehirnstoffwechsel ein. Sie sind die Ursache für den Tunnelblick, bei dem man links und rechts nichts mehr wahrnimmt und nur noch den Fluchtweg vor Augen hat.

Im Körper wird bereits auf Hochtouren gearbeitet. Die Nebennieren produzieren Stresshormone (Cortisol), um die Leistung von Muskeln, Kreislauf und Atmung zu steigern. Damit die Muskeln mehr Kraft haben bekommen sie eine Extraportion Blut. Die Gefäße an den Beinen werden geweitet, damit das Herz dort mehr Blut hineinpumpen kann (Adrenalin). Die Leber setzt Zuckerreserven frei, was den Blutzuckerspiegel steigen lässt und mehr Nahrung in die Muskulatur transportiert. Wenn man jetzt nicht rennt, sondern still sitzt, fängt man an zu zittern.

Damit die Lungen für den Kampf oder die Flucht genug Luft aufnehmen können, beschleunigt der Körper den Atemrhythmus. Kommt es aber gar nicht zu körperlichen Höchstleistungen, erzeugt die schnelle Atmung Schwindelgefühle.

Nach ca. 20. Minuten fährt der hochgepuschte Körper sein Programm wieder herunter, weil ihm der Stoff ausgegangen ist. Er versorgt Organe, Haut und Muskeln wieder gleichzeitig mit Blut, schaltet die Panikproduktion auf Leerlauf, weil er einfach nicht mehr kann. Stressschübe sind eben nicht für den Dauereinsatz gedacht.

Angst und Panik sind von ihrem Ursprung her natürlich, von der Natur sinnvoll vorgegeben und führen zu gesunden körperlichen Reaktionen. Angst ist lebensrettend. Sie schützt uns vor Gefahren, Übermut, Überforderung, Schmerzen, Krankheiten…

Sie sind normalerweise selbstsicher, gut motiviert und erfolgreich in den Dingen, die ihnen wichtig sind. Doch wenn sie plötzlich mit Ängsten konfrontiert werden, die sie nicht beherrschen und mit deren Umgang ihnen die Erfahrung fehlt, gerät das sonst gut funktionierende Steuerungsgerät durcheinander. Auf einmal „geht nichts mehr“. Die Zugänge zu den gewohnten Fähigkeiten scheinen verschlossen. Talente sind nicht mehr so leicht abrufbar, nichts läuft mehr rund.

Alles ausgelöst durch unsere Gedanken!

Also muss der Gedanke, dass die Situation gefährlich ist abgeschwächt und relativiert werden.

Das können wir tun, wenn wir uns jetzt auf die Dinge konzentrieren, die funktionieren. Wir können ein schönes Buch lesen, wir können spazieren gehen, wir dürfen einkaufen gehen…

Ein wirkungsvoller Trick gegen Angst und Panik: trommeln sie auf ihre Brust, es entsteht das Gefühl innerer Stärke, das Atmen klappt besser und es gibt Kraft. Hierdurch regen wir die Thymusdrüse an. Sie produziert Immunzellen und stärkt damit die Abwehr. Sie liegt hinter dem oberen Brustbein.

Klopfen oder massieren sie so lange, bis sich das Bedürfnis einstellt, tiefer zu atmen. Verlassen sie sich dabei auf ihre Reflexe. Das heißt, dass sie nicht bewusst früher anfangen, besonders tief einzuatmen, sondern tatsächlich erst dann, wenn ihr Körper danach verlangt. Dieser Impuls stellt sich etwa nach einer Minute ein. So lassen sich auch zwischendurch aufkommende Ängste auflösen. Gewöhnen Sie Ihren Körper daran, indem Sie dies 3x täglich durchführen.

Was wir jetzt lernen dürfen

Gesundheit und Freiheit sind unsere höchsten Güter. Vielen von uns ist das glaube ich erst jetzt wieder einmal richtig bewusst geworden. Bislang lief ja alles ganz gut, wir waren in unserem täglichen Rhythmus, konnten uns frei bewegen und irgendwie schien alles sicher und unter Kontrolle. War das wirklich alles gut? Viele von uns liefen in Ihrem Hamsterrad, haben nicht nach rechts und links geschaut und waren auf dem besten Weg in den Burn out oder eine andere psychische Störung. Jetzt werden wir irgendwie gezwungen, etwas zu verändern.

Wir dürfen auch lernen, uns mal um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern wie Familie, Zusammenhalt, unsere Gesundheit, unsere Eigenverantwortlichkeit.

Wie bleibe ich psychisch stark

Ich handhabe es so, dass ich mich höchsten 2x täglich über den Stand der Dinge informiere und das bei seriösen Unternehmen wie z.B. das Robert-Koch-Institut. Leider kursieren auch viele Falschaussagen in den Medien.

Machen Sie Entspannungsübungen wie z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Meditation…, dadurch stärken wir unsere Psyche und somit auch unser Immunsystem.

Konzentrieren Sie sich auf positive Dinge! Schauen Sie mal, was Sie Positives aus dieser Zeit ziehen können. Dinge wie mehr Zeit für mich und meine Familie, mal „runterfahren“, Zeit für Liegengebliebenes.

Machen Sie für sich einen Plan/eine Positivliste

Was kann ich jetzt tun, wozu ich vorher keine Zeit hatte?

Frühjahrsputz, mal wieder einen Brief schreiben, Zeit mit der Familie, ein schönes Buch lesen, Sport….

Vielleicht sind es auch ganz kleine Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Wie wäre es mit einem schönen Spaziergang…..

Machen Sie täglich eine Sache von Ihrem Plan, die Ihnen guttut und freuen Sie sich heute schon auf morgen.

 

Üben Sie sich in Zufriedenheit, tanken Sie Lebensfreude:

  • Legen oder setzen Sie sich bequem hin und nehmen Sie Ihre Umgebung bewusst wahr

  • Machen Sie sich mit allen Sinnen auf die Suche nach etwas Schönem in Ihrer unmittelbaren Umgebung. Was sehen, hören, schmecken oder riechen Sie, dass Sie positiv stimmt oder an etwas Positives erinnert?

  • Es reicht, wenn Ihnen ein Gegenstand z.B. ein Stift, ein guter Duft, eine Farbe, eine Blume oder eine Wolke besonders gefällt.

  • Jetzt gehen Sie auf Spurensuche. Warum gefällt mir das, was mich positiv stimmt? Woran erinnert es mich? Wo in meinem Körper spüre ich das angenehme Gefühl?

  • Konzentrieren Sie sich auf dieses kleine Glück und umkreisen Sie währenddessen mit dem rechten Zeigefinger den Zeigefingerknöchel der linken Hand

  • Wiederholen Sie diesen Vorgang möglichst oft. Bereits nach 10 Durchgängen haben Sie in Ihrem Gehirn einen Anker gesetzt. Wenn Sie ängstlich werden, berühren Sie den Knöchel. Ihr Gehirn wird dann über diesen Impuls angenehme Gefühle verbreiten, weil es das so gewohnt ist. Dies vermittelt Ihnen neue Lebensfreude.

  • Machen Sie diese Übung mehrmals täglich und tanken Sie dadurch Ihre Lebensfreude auf

Machen Sie diese Übung als Familie zusammen. Kinder lieben solche Übungen!

Vielleicht können Sie auch aus meinen weiteren Beiträgen etwas Positives ziehen Wertvolle Beiträge

Zum Glück ist Frühling und es gibt so viel Schönes zu entdecken. Unterstützen Sie Ihre Psyche und lenken Sie Ihren Fokus auf die schönen Dinge!

Halten Sie auch soziale Kontakte aufrecht, um die Isolation zu vermeiden. Wir Menschen sind keine Einzelgänger und brauchen den Austausch mit anderen. Dies können wir tun indem wir telefonieren, E-Mails schreiben, skypen oder vielleicht mal wieder einen schönen Brief schreiben. Die meisten Dinge haben wir doch vorher auch schon gemacht, weil wir „keine Zeit“ hatten!

 

Machen Sie mit bei „Wir bleiben Zuhause“, halten Sie den nötigen Abstand zu Ihren Mitmenschen, denn so können wir alle mithelfen, dass die Situation schnell wieder in den Griff zu bekommen ist.

Ich hoffe, ich kann Ihnen durch meine Erklärungen und Tipps ein wenig helfen, durch diese Zeit zu kommen!

Bleiben Sie gesund!

Alles Liebe

Patricia Baer